Man könnte das Rennen um die IRONMAN European Championship in Frankfurt einen Kampf der Giganten nennen. Heute haben sich die Top Profis auf der Pre Race Pressekonferenz den Fragen der Journalisten gestellt. Athletes Mind Tuning war live dabei und hat ein paar Eindrücke von den Top Profis vor dem Rennen eingesammelt.

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Am 6. Juli ist Showtime.  Erstmals gemeinsam in einem Rennen kämpfen der Olympiasieger Jan Frodeno (Mitte), der IRONMAN 70.3-Weltmeister Sebastian Kienle (links) und der IRONMAN-Weltmeister Frederik van Lierde (rechts) bei einem der spektakulärsten Rennen des Jahres um den Europameistertitel und die Favoritenrolle für die IRONMAN-Weltmeisterschaften auf Hawaii.

Es ist wohl das spektakulärste Teilnehmerfeld, das es bei der IRONMAN European Championship je gegeben hat. Neben der Hochkarätigen Besetzung bei den Herren kann auch bei den Damen von einem hochspannenden Rennen ausgegangen werden.

Das Camilla Pedersen zur Titelverteidigung an den Start geht, grenzt an ein Wunder. Nach einem schweren Sturz schien die Karriere der Dänin im letzten Jahr kurz nach ihrem Sieg in Frankfurt beendet. Die sympatische Dänin lag 19 Tage lang im Koma. Die Ärzte sprachen davon, dass sie von nun an an den Rollstuhl gebunden sein werde. Pederson nahm diese Prognose nicht an. Das war im Krankenhaus sicher zunächst eine mentale Entscheidung. Aber aus Gedanken entstehen Pläne, werden Handlungen und schließlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Es folgte eine lange und zugleich unglaublich schnelle Genesungsphase. Denn nach nur neun Monaten hat sich Camilla Pedersen schon wieder in die Weltspitze gekämpft und drei 70.3 Rennen gewonnen.

Mit einem strahlenden Lächeln und voller Selbstvertrauen gab sie auf der Pre race Pressekonferenz zu verstehen „Mein Rollstuhl ist momentan das Rad und ich bin glücklich damit“.

IM_FFM_Favoriten_Damen_ADass das Comeback Pedersons (links) selbst der versammelten Konkurrenz Respekt abnötigt, versteht sich von selbst. Einen Sympathie-Bonus darf sich die 31-jährige auf dem Weg zur Titelverteidigung bei der IRONMAN Europameisterschaft aber dennoch nicht erwarten. Auf der Wettkampfstrecke über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen muss sich die amtierende Europameisterin erneut auf einen Generalangriff der besten Triathletinnen der Welt einstellen. Vor allem die in Südafrika lebende Britin Jodie Swallow (Mitte) – 2013 hinter Pedersen auf Rang zwei – hat noch eine Rechnung offen. Hinzu kommt mit der Östereicherin Eva Wutti (rechts) ein absoluter Geheimtipp. Die in Wien lebende Jura-Studentin legte beim IRONMAN Coppenhagen 2013 die viertschnellste je erzielte Damen-Zeit auf der IRONMAN-Strecke hin und gewann überlegen in 8:37:36 Stunden.

Ebenfalls eine Anwärterin auf einen Podestplatz ist die Neuseeländerin Gina Crawford, die 2013 mit einem neunten Platz auf Hawaii eine Duftmarke hinterließ und im März dieses Jahres beim IRONMAN New Zealand Zweite wurde. Aus deutscher Sicht gilt besondere Aufmerksamkeit Sonja Tajsich, die auf Hawaii im Jahr 2012 einen grandiosen vierten Platz belegte. Außerdem sind die hessischen Lokalheldinnen Natascha Schmitt und Jenny Schulz, die in Frankfurt ihr Langdistanz-Debüt geben wird. Komplettiert wird das deutsche Aufgebot von Kristin Möller. Die Ex-Leichtathletin legte im Vorjahr eine schier unfassbare Marathonzeit von 2:57:13 – knapp 12 Minuten schneller als Pedersen und 19 Minuten schneller als Swallow – auf den Frankfurter Asphalt und holte sich, angepeitscht vom begeisterten Publikum, den dritten Rang.

Bereits vor einigen Wochen sorgte Jan Frodeno, Olympiasieger von Peking 2008, für große Aufmerksamkeit als er seinen Start in Frankfurt und somit seine Premiere über die Langdistanz ankündigte. In der Triathlon Szene gilt der deutsche Quereinsteiger als Geheimfavorit. Ziel ist für ihn nicht nur die Europameisterschaft, sondern vor allem auch die Qualifikation für die IRONMAN World Championship auf Hawaii. Das Frodeno sich auf dem besten Weg dorthin befindet, zeiget der 32-jährige bereits mit seinen Siegen über die 70.3 Rennen in St. George, Kalifornien und Auckland.

Einer, der versuchen will, Frodenos Durchmarsch zu verhindern, ist kein geringerer als der amtierende IRONMAN Weltmeister Frederik van Lierde. Der Belgier will nach seinen Triumphen auf Hawaii und beim IRONMAN France im vergangenen Jahr nun auch in Frankfurt den Sieg einfahren – und nach Möglichkeit mit einer Sub 8h Zeit.

Auch der Drittplatzierte der IRONMAN-Weltmeisterschaft von 2013, Sebastian Kienle aus Karlsruhe, will ganz nach oben auf das Treppchen. Der IRONMAN 70.3 Weltmeister von 2012 und 2013 konnte bereits seine gute Form im Kraichgau unter Beweis stellen, als er überlegen deutscher Meister über die Mitteldistanz wurde. Gegenüber Frodeno zollte er seinen Respekt ab. Auf die Frage nach seiner Verfassung für das anstehende Rennen antwortete er leicht Augen-zwinkernd „…ich dachte gut … bis ich beim Einchecken Jan Frodeno gesehen habe … da bekommt man dann immer Komplexe … der ist größer und dünner, hat mir beim Händeschütteln fast die Hand zerquetscht …“ Dann ergänzte er schließlich, dass er deutlich fitter als letztes Jahr sei und sich auf das Rennen freut.

Weitere Anwärter auf die Medaillenränge sind die beiden Deutschen Jan Raphael und Andreas Raelert. Raphael zeigte schon im vergangenen Jahr, dass ihm die Strecke in Frankfurt liegt. Damals wurde Raphael Vizeeuropameister und ließ damit anderem starke Athleten hinter sich. Andreas Raelert, Inhaber der Weltbestzeit über die Langdistanz, wird im Kampf um den Sieg jedoch auch ein Wörtchen mitzureden haben. Der Rostocker wurde bereits im Mai Dritter beim Thomas Cook IRONMAN 70.3 Mallorca.

Es wird also sicher ein spannendes Rennen am Sonntag. Ich wünsche allen Startern bestmögliche Leistungen und einen fairen Wettkampf. Wenn du nicht selbst am Start bist, empfehle ich dir das Rennen live in Frankfurt anzuschauen oder über die Berichterstattung mitzuverfolgen. Nutze die Gelegenheit und studiere die besten Athleten. Du kannst sicher etwas lernen. Erfolgreiche Sportler zu beobachten ist auch eine Form von Mental Training. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wer seine mentale Stärke in einen Sieg verwandeln kann.

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