Athletes Mind Talk: Interview mit der Mental Trainerin Ursula Haller (Teil 1/4)

Athletes Mind Talk: Interview mit der Mental Trainerin Ursula Haller (Teil 1/4)

1. Vorwort

Athletes Mind Talk (AMT): Henry Ford hat einmal gesagt: „Ob du denkst, dass du etwas kannst oder ob du denkst, dass du es nicht kannst. Du hast auf jeden Fall Recht. Ich denke, du kannst mehr als du denkst.“ Bei der Athletes Mind Talk Blog Serie interviewe ich Sportler, Coaches und andere herausragende Persönlichkeiten, die über ihre Grenzen gegangen sind und mehr erreicht oder anderen Menschen dabei geholfen haben.

Ursula HallerFür diese Ausgabe habe ich mit Ursula Haller gesprochen. Sie ist Direktorin der Silva-Methode für Deutschland, Österreich und die deutschsprachige Schweiz. Sie hat neben ihrer Silva-Mind-Arbeit jahrzehntelange Erfahrung in der tiefenpsychologischen Therapie und zahlreichen anderen psychologischen Methoden. Viele erfolgreiche Spitzensportler haben in dieser Zeit auf ihr Mentalcoaching vertraut.

 

 

 

Um das Interview so authentisch wie möglich wiederzugeben, habe ich bei dem hier vorliegenden Transkript des Original-Telefoninterviews weitestgehend auf das Redigieren verzichtet. Deshalb bitte ich an dieser Stelle um Verständnis für eine entsprechend lockere Umgangssprache sowie sprachliche Unreinheiten.

Christian Jaerschke

2. Der Weg zum Mental Training und zur Silva Mind Methode

AMT: Ursula, deine Geschichte ist eine ganz besondere und ich war selbst auch in einigen deiner Kurse. Dort habe ich sehr viel gelernt. Ich glaube, es ist immer interessant auch ein bisschen mehr über den Hintergrund von erfolgreichen Menschen zu erfahren. Vielleicht kannst du zum Einstieg etwas über deine Geschichte erzählen und wie du zu den Themen Mentaltraining und zur Silva-Mind-Methode gekommen bist.

2.1 Überwindung einer unheilbaren Krankheit

URSULA HALLER: Durch meine Krankheit in meiner Kindheit bin ich an die Grenze gestoßen. Ich war mit 15 Jahren ein Jahr lang im Krankenhaus und es ging gar nichts mehr. Ich hatte fieberhafte Polyarthritis und Herzprobleme, ausgelöst durch eine Autoimmunkrankheit. Nach einem Jahr Krankenhausaufenthalt hieß es, die Krankenkasse bezahlt nichts mehr. Ich hätte keine Chancen mehr auf Genesung und musste nach Hause.

Das war für mich natürlich ein schwerer Schlag. So entstand in mir am Abend heulend im Bett die Idee: Wenn dir keiner mehr helfen kann, dann hilft dir selbst. In meiner Verzweiflung fing ich an zu beten. Fragen wir uns mal, was Beten ist. Beten ist für mich nichts anderes, als ein mentales Training über Gott.

Dieses mentale Training habe ich täglich gemacht, mit der Bitte um Genesung. Ich wünschte mir wieder gehen zu können, denn das war mir fast unmöglich, maximal mit zwei Krücken, wobei die übrigen Gelenke auch alle angegriffen waren.

Mit der Zeit merkte ich, dass es mir besser und besser geht.

Ich bin davon überzeugt, mein inniges Bitten für Gesundung und das mentale Löschen meiner Bedenken waren der Schlüssel für meine Genesung.

Dann hatte ich einen Unfall mit dem Motorroller, bei dem ich mir den Fuß schwer verletzt habe. Das war eine weitere Hürde, wo ich kennenlernte, Geist hilft mir in jeder Form, denn da gab es viele Auseinandersetzungen, viele Probleme, und ich habe auch diese Hürde genommen.

2.2 Der Weg zum Sport

AMT: Wie bist du dann zum Sport gekommen?

URSULA HALLER: Schließlich lerne ich meinen heutigen Mann, Albert, kennen. Inzwischen sind wir 46 Jahre verheiratet. Albert war beim Militär tätig. Da gibt es schon eine Spur zu dem, was ich heute alles mache.

Albert war Sportunteroffizier, war selbst ein absoluter Sportler und beim Heer werden die Spitzensportler betreut. Das war auch seine Aufgabe und das hat mich angeturnt.

Man muss sich vorstellen, dass ich als Kind Bewegungseinschränkungen hatte. Dass ich gar nichts wirklich tun konnte, was ein anderes Kind mochte. Kälte, Wasser – war alles gefährlich. Ich durfte in Steyr gar nicht schwimmen gehen.

Durch Albert inspiriert wollte ich mehr über den Körper des Menschen lernen. In Wien machten wir beide die Ausbildung zum Sportmasseur und Sport Betreuer. Für Albert war es einfach, für mich war es schwierig, denn ich musste mich selbst mit Sport auseinandersetzen.

AMT: Du hast zu dem Zeitpunkt selbst keinen Sport gemacht?

URSULA HALLER: Aber gar keinen. Ich konnte noch nicht wirklich richtig gehen. Spazierengehen mit mir war für Albert eine große Schwierigkeit, denn du musst dir vorstellen, der war gewohnt zu marschieren. Das wäre für mich gar nicht möglich gewesen. Ich war dann soweit, dass ich mich sozusagen so normal bewegen konnte, dass da keiner mehr im Umfeld Großes bemerkt hat.

Jetzt kam ich zum Sport. Nun aber, in dieser Ausbildung war die Aussage: Sie müssen sich aber mit Sport auseinandersetzen. Nur, um ein paar Beispiele zu bringen, das Tauchen mussten wir zum Beispiel im Wörtersee lernen und das Skifahren dann in St. Christoph am Arlberg.

Damals gab es noch Professor Hoppichler, Gott habe ihn selig. Er hat mich gesehen auf den Skiern, im wahrsten Sinne angeschnallt und hat die Aussage gemacht: „Viele Menschen wollten mir schon erklären, dass sie das erste Mal auf Ski stehen, aber du bist die Erste, der ich das glaube.“

Ich glaube, das sagt viel aus. Du kannst dir das ein wenig vorstellen. Er war auch ein sehr liebenswürdiger Mensch. Wir verstanden uns sehr gut.

2.3 Blinde Akupunkteure und die Faszination Energie des Menschen: „Sehen“ durch  Erspüren über Gefühle

URSULA HALLER: Dann aber war die nächste Idee in mir, mich mit der Energie des Menschen zu beschäftigen. Die Energie des Menschen hat mich wahnsinnig interessiert, weil ich durch mein Erleben erkannte, Körper und Energie muss wieder fließen und so erlebte ich wie ein Gelenk nach dem anderen sich wieder in die Ordnung brachte und ich mich wieder richtig bewegen konnte. Heute merkt man gar nichts mehr davon.

1976 ging ich zu Willi Penzel  und habe den Abschluss der Akupunktmassage gemacht. Das hat mich so sehr interessiert, dass ich dort ungefähr vier Jahre Assistentin war. In dieser Zeit, gleich von Anfang an, habe ich begonnen, Blinde auszubilden. Warum ich das erwähne? Du musst dir vorstellen, wenn du Blinde ausbildest, kannst du nicht etwas über den realen Bezug erklären. In der Akupunktur Ausbildung für Blinde musst du ein Gefühl dafür haben und dieses Gefühl musst du denen vermitteln können.

AMT: Das heißt, du hast Blinde zum Akupunkteur ausgebildet? Ist das richtig?

URSULA HALLER: Ja. In der Akupunkt-Massage ist es erforderlich, dass du weißt, wo der Akupunkturpunkt ist.

Ich hatte aus Zufall einen Blinden auf meinem Tisch und das hat wunderbar funktioniert und Willi Penzel hat das erkannt: „Ich habe das Feeling, die Vorstellungskraft, das Empfinden, um denen das näher zu bringen, dass er das auch auf diese Art und Weise aufnimmt.“ 1978 war ein Arzt an meinem Nebentisch, ein junger netter Arzt und der gab mir dann einen Rat: Besuche das Seminar „Silva-Mind-Control“. Die Trainerin war damals Maria Sorel. Sie war auch die deutsche Direktorin und kam drei Mal im Jahr nach Deutschland, um so einen Kurs zu geben. Beim nächsten Kurs war ich sofort dabei und hatte viele Aha-Momente.

Ich habe so viel gelernt, saß da und dachte mir, jetzt verstehe ich das.

AMT: In Teil 2 (nächster Blog)  spreche ich mit Ursula Haller über:

  • José Silva und die Silva Methode,
  • Intuition: Auf die innere Stimme hören,
  • Die Bedeutung der Gefühlsebene,
  • Mentaltraining ist mehr als Visualisierung und Visualisierung ist mehr als Sehen mit den Augen

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